Kategorie: Essen

  • Meister des Handwerks.

    18. Dezember 2024, ein Tag, an dem Don Hühott seine Zuversicht in die Kunstfertigkeit der Menschen wiederfand.

      Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einer Entdeckung berichten, die unseren Ritter mit neuem Mut erfüllte. Denn im Nachbardorf, wohin er mit seiner angebeteten Dulcinea reiste, traf er auf wahre Meister der Zimmermannskunst, die das Holz nicht einfach nur bearbeiten, sondern es verstehen wie ein Dichter die Sprache.

      Es war eine Freude zu sehen, wie Don Hühotts Augen zu leuchten begannen, als der Hausbauer und seine Gesellen ihr Handwerk erklärten. Hier war nichts von jener Stümperei zu finden, die ihm in letzter Zeit so oft die Laune verdorben hatte. Nein, diese Männer verstanden ihr Werk von Grund auf, als hätten sie die Geheimnisse des Holzes von den Bäumen selbst gelernt.

      „Seht nur“, flüsterte er seiner Dame zu, während der Meister die Pläne ausbreitete, „wie ihre Hände über das Holz gleiten, als läsen sie darin wie in einem Buch! Das sind keine gewöhnlichen Handwerker, das sind Künstler ihrer Zunft!“

      Und wahrlich, werter Leser, es war, als hätte diese Begegnung einen Teil von Don Hühotts Glauben an die Menschheit wiederhergestellt. Denn wo er in letzter Zeit nur allzu oft auf Pfuscher und Stümper getroffen war, fand er hier Menschen, die ihr Handwerk mit derselben Hingabe betrieben wie er seine eingebildeten Rittertaten.

      „Endlich“, sprach er zu seinem treuen Ross Mr. Moppel, als sie am Abend wieder in Sonnendorf eintrafen, „endlich haben wir Handwerker gefunden, die Dulcineas Traumhaus mit der Sorgfalt errichten werden, die es verdient! Nicht wie jene Windmühlenbauer, die nur den schnellen Profit suchen, sondern wahre Meister ihrer Kunst!“

      Wer bin ich zu sagen, ob nicht manchmal der Anblick gut getaner Arbeit mehr Mut macht als alle Heldengeschichten? Denn in den Händen dieser Zimmerleute sah Don Hühott mehr als nur Werkzeuge und Holz — er sah die Hoffnung auf ein Heim, das seiner Dame würdig sein würde.

      So endete dieser Tag mit einem Don Hühott, der zum ersten Mal seit langem wieder Vertrauen fasste in die Kunstfertigkeit der Menschen. Denn manchmal, werter Leser, braucht es nur die Begegnung mit wahren Meistern ihres Fachs, um uns daran zu erinnern, dass nicht alle Handwerker Windmühlen bauen.

    1. Die Kochstätte.

      14. Dezember 2024, ein Tag, an dem unser Don Hühott ein ganz anderes Abenteuer zu bestehen hatte als seine üblichen Kämpfe gegen Windmühlen.

        Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einer bemerkenswerten Expedition berichten, die unseren Ritter nicht in ferne Lande, sondern in die verschlungenen Gänge eines Möbelhauses führte, wo er gemeinsam mit seiner angebeteten Dulcinea — die andere nur als Magdalena kennen — auf der Suche nach einer Kochstätte für ihr neues Heim war.

        Nun muss man wissen, dass Don Hühott, der sich sonst für einen Ritter in schwarzer Rüstung hält, eine ganz besondere Gabe sein Eigen nennt: Er ist ein Meister der Kochkunst! Wo andere mit dem Schwert fechten, schwingt er den Kochlöffel mit einer Eleganz, die selbst den kritischsten Gaumen zu verzücken vermag.

        Mit der Akribie eines Alchimisten prüfte er jede Kochstelle, die sich ihnen darbot. „Seht nur“, sprach er zu Dulcinea, während er fachmännisch die Beschaffenheit einer Arbeitsplatte betastete, „wie wichtig der rechte Ort ist, an dem die Magie des Kochens sich entfalten kann! Gleich wie ein Ritter sein Schwert, so muss ein Koch seine Küche mit Bedacht wählen.“

        Dulcinea, die seine kulinarischen Künste wohl kannte und schätzte, ließ ihn gewähren, als er die verschiedenen Küchenmodelle inspizierte wie ein Feldherr seine Truppen vor der Schlacht. Hier prüfte er einen Herd auf seine Tauglichkeit, dort maß er im Geiste den Raum für seine Gewürze aus, die er wie andere ihre Schätze hütete.

        „Eine Küche“, erklärte er seiner Dame mit leuchtenden Augen, „ist wie eine Rüstung — sie muss nicht nur schön anzusehen sein, sondern auch ihren Zweck erfüllen. Hier werden künftig Festmahle entstehen, die selbst den verwöhntesten Gaumen erfreuen sollen!“

        Wer bin ich, werter Leser, zu sagen, ob Don Hühott in diesem Moment mehr Ritter oder Koch war? Doch vielleicht liegt gerade darin seine besondere Gabe: dass er die Kunst des Kochens mit derselben Hingabe betreibt wie seine eingebildeten Rittertaten.

        So endete dieser Tag im Möbelhaus mit einem Don Hühott, der zwar keine Drachen bezwungen, dafür aber einen wichtigen Schritt zur Vollendung von Dulcineas neuem Heim getan hatte. Und wer weiß — vielleicht sind die Schlachten, die er künftig in dieser Küche schlagen wird, bedeutsamer als alle Kämpfe gegen Windmühlen?

      1. Vermessenheit.

        5. Dezember 2024, ein Tag, der unserem Don Hühott eine unerwartete Lehre erteilte, während die Dezembersonne sanft durch die kahlen Äste schien.

          Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einer merkwürdigen Begebenheit berichten, die unseren Don Hühott — der sich des Morgens noch mit seinen üblichen Windmühlen herumschlug — am Nachmittag in tiefes Sinnen stürzte.

          Es begab sich nämlich, dass er mit Amaruq, jenem wolfsgleichen Hunde, den er und Dulcinea so sehr ins Herz geschlossen haben, seine gewohnten Pfade beschritt. Nun ist es mit Hunden so eine Sache: Sie folgen ihrer Nase dorthin, wo der Mensch mit seinen stumpfen Sinnen nichts als leere Luft wahrnimmt.

          Anfangs ließ Don Hühott seinen vierbeinigen Gefährten gewähren. Doch als Amaruq zum wiederholten Male von ihrem eingeschlagenen Wege abweichen wollte, regte sich in unserem Ritter jener Stolz, der uns Menschen so eigen ist.

          „Nein“, sprach er bestimmt und zog die Leine straff, „wir gehen diesen Weg, nicht jenen!“ Und je stärker Amaruq in die eine Richtung strebte, desto entschlossener zog Don Hühott in die andere.

          Doch während er so mit seinem treuen Gefährten rang, kam ihm ein seltsamer Gedanke: War es nicht ebenso mit ihm und seinem Schicksal? Wie oft hatte er sich heute wieder mit seinen Windmühlen gemessen, starr seinem eigenen Willen folgend, während das Leben — oder eine höhere Macht — ihn vielleicht in eine ganz andere Richtung zu lenken versuchte?

          „Sieh nur“, sprach er zu seinem Hund, der ihn mit klugen Augen anblickte, „wie vermessen wir Menschen doch sind! Wir glauben stets, unser Weg sei der einzig richtige, unser Wille der einzig wahre. Doch was, wenn jene Kraft, die die Welt im Innersten zusammenhält, unserer Sturheit überdrüssig wird? Was, wenn sie, gleich dir an der Leine, in eine Richtung zieht, die uns zwar fremd, doch heilsamer wäre?“

          Und während er dies bedachte, lockerte er seinen Griff an Amaruqs Leine. Der Hund, nun frei seinem Instinkt zu folgen, führte ihn zu einer Stelle, die Don Hühott noch nie bemerkt hatte — ein kleiner Pfad, der sich zwischen alten Bäumen hindurchwand und an dessen Ende die Sonne golden durch die Zweige brach.

          Wer bin ich, werter Leser, zu sagen, ob nicht manchmal ein Hund der bessere Führer ist als all unsere menschliche Weisheit? Denn während Don Hühott des Morgens noch vergeblich gegen Windmühlen kämpfte, zeigte ihm am Nachmittag ein einfacher Spaziergang mit Amaruq, dass manchmal das Nachgeben weiser ist als das Beharren, das Folgen klüger als das Führen.

          Und vielleicht, so dachte Don Hühott auf dem Heimweg, liegt darin eine tiefere Wahrheit: Dass wir Menschen in unserem Stolz oft taub sind für die sanften Wegweiser des Schicksals, die uns — gleich einem Hund an der Leine — in eine bessere Richtung zu ziehen versuchen.

          So endete dieser Tag mit einer Erkenntnis, die unserem Ritter wertvoller erschien als all seine eingebildeten Siege über Windmühlen: Dass wahre Weisheit vielleicht darin liegt, manchmal dem zu folgen, was wir nicht verstehen, statt stur auf unserem Wege zu beharren.

        1. Die Schlacht.

          29. November 2024, ein Tag, an dem das Volk wie von einem seltsamen Fieber befallen durch die Straßen eilte, auf der Jagd nach vermeintlichen Schnäppchen.

          Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einem merkwürdigen Schauspiel berichten, das sich allerorten zutrug und auch vor den Toren Sonnendorfs nicht Halt machte. Die Menschen nennen es „Black Friday“, obschon es weder schwarz noch ein Freitag im gewöhnlichen Sinne ist, sondern vielmehr eine Art Jahrmarkt der Vergünstigungen, bei dem selbst die Besonnensten den Kopf zu verlieren scheinen.

          Unser Don Hühott, der in seinem kleinen Laden unweit des Stalles feine Waren für die Bartpflege und Rasur feilbietet – eine Beschäftigung, die seinen Lebensunterhalt sichert -, sah sich heute einer wahren Flut von Kundschaft gegenüber. Doch statt sich der allgemeinen Freude über den regen Handel hinzugeben, verfiel er in tiefes Grübeln.

          „Seht Ihr“, sprach er zu Attila Panza, der gerade eine neue Lieferung Rasierwasser begutachtete, „wie unsere Mitbewerber ihre Waren verschleudern, als wären es nichts als gewöhnliche Kramwaren? Wo bleibt da die edle Kunst der Bartpflege? Wo die Würde des Handwerks?“

          Der treue Attila nickte nur stumm, denn er kannte diese Reden seines Freundes zur Genüge. Doch Don Hühott fuhr fort, während er eine neue Flasche seiner selbst kreierten Bartessenz gegen das Licht hielt: „Nein, mein Freund, unsere Zukunft liegt nicht im wilden Treiben des Marktes, sondern in der Schaffung edler Tinkturen und Salben, wie sie schon die Ritter des Altertums nutzten!“

          Die Magd Irmingard Maria, die vorbeikam, um nach Lavendelöl zu fragen, hörte ihn murmeln: „Ritter des Altertums! Als ob die sich um Bartpflege gekümmert hätten!“, doch sie war klug genug, dies nicht laut zu äußern.

          In der Tat hatte Don Hühott die ganze Woche damit verbracht, neue Rezepturen zu ersinnen, und sein Laboratorium – eine kleine Kammer neben dem Stall, die er sein „alchemistisches Refugium“ nannte – war erfüllt vom Duft verschiedenster Essenzen. Seine Augen leuchteten, wenn er von seinen Plänen sprach, und selbst der Barbier des Dorfes musste zugeben, dass einige seiner Kreationen durchaus bemerkenswert waren.

          „Seht“, rief er aus, als der Tag sich dem Ende zuneigte und der letzte Kunde den Laden verlassen hatte, „dies ist meine wahre Bestimmung! Nicht das Feilschen um Pfennige, sondern die Erschaffung edler Produkte für die Pflege des männlichen Antlitzes! Wie Don Quijote gegen Windmühlen kämpfte, so kämpfe ich gegen die Vernachlässigung der wahren Bartpflege!“

          Wer bin ich, werter Leser, zu beurteilen, ob in diesem scheinbaren Wahn nicht doch ein Körnchen Wahrheit steckt? Denn während andere ihre Waren verschleuderten, hatte Don Hühott an diesem Tag nicht ein einziges seiner Produkte unter Wert verkauft. Und vielleicht, ja vielleicht liegt gerade darin seine ganz eigene Form der Ritterlichkeit.

        2. Eine Feder.

          25. November 2024, ein Tag grau wie alte Hoffnungen.

          Die Abendsonne fand Don Hühott auf der Strohbank hinter dem Stall, sein abgegriffenes Buch der Selbstbetrachtungen ungeöffnet im Schoß.

          „Ein Ritter sollte Drachen bezwingen“, murmelte er, „nicht in Papieren ertrinken.“ Die Erschöpfung des Tages lag schwer auf seinen Schultern.

          Attila, der gerade die letzten Werkzeuge aufräumte, hielt inne. „War der Tag so schlimm?“

          „Schlimm? Nein. Sinnlos.“ Don Hühott starrte auf seine Hände. „Weißt du, ich renne und renne, erledige dies, vollbringe das, und am Ende… am Ende ist es, als hätte ich Wasser in ein Sieb geschöpft.“

          Mr. Moppel schnaubte sanft von seiner Box her, als wolle er widersprechen.

          „Du verstehst das nicht, mein Freund“, seufzte Don Hühott. „Du musst nur sein, was du bist. Aber ich… ich versuche zu sein, was ich sein sollte, und nichts gelingt.“

          Eine einzelne Feder schwebte durch das letzte Sonnenlicht. Don Hühott folgte ihr mit müdem Blick.

          „Vielleicht“, sagte er so leise, dass nur die Schatten es hörten, „vielleicht war ich nie für große Taten bestimmt.“

          Die Feder landete auf dem Buch in seinem Schoß. Er starrte sie an, als trüge sie eine Botschaft.

          Anmerkung des Chronisten: Manchmal sind es die stillsten Momente, in denen die Verzweiflung am lautesten schreit.