Von der Kunst des Aufschiebens.

2. Januar 2025. Ein Tag, an dem die Sonne ungewöhnlich früh ihre Strahlen durch die Stallfenster sandte.

Müßiger Leser, lass dir von einem merkwürdigen Schauspiel berichten, das ich heute bei unserem Ritter Don Hühott beobachten durfte. Wie du vielleicht weißt, ist er ein Stallknecht von außerordentlicher Pflichterfüllung, einer, der seine täglichen Aufgaben mit der gleichen Ernsthaftigkeit angeht wie einst Don Quijote seine vermeintlichen Ritterabenteuer.

Doch heute bemerkte ich etwas Seltsames an seinem Gebaren: Mit einer fast schon verdächtigen Hingabe widmete er sich dem Ausmisten der Ställe, dem Füttern der Tiere und dem Wenden des Heus. Nicht etwa, dass er diese Arbeiten nachlässig verrichtet hätte – ganz im Gegenteil! Er dehnte sie mit solcher Sorgfalt aus, als gälte es, die Zeit selbst anzuhalten.

Als ich ihn darauf ansprach, gestand er mir – in einem jener seltenen Momente der Klarsicht, die ihn bisweilen heimsuchen – dass er wohl dazu neige, das Bekannte dem Unbekannten vorzuziehen. „Es ist leichter“, sprach er, „einen Stall auszumisten, dessen Ausmaße man kennt, als sich in neue Abenteuer zu stürzen, deren Ende ungewiss ist.“

Dennoch, und dies muss zu seiner Ehre erwähnt werden, hielt er seine gestrigen Vorsätze ein: Noch vor dem ersten Hahnenschrei vollführte er seine Dehnübungen, die er „ritterliche Ertüchtigung“ nennt. Auch sitzt er nun hier bei mir und diktiert mir seine Gedanken für das Tagebuch – eine weitere seiner neuen Gewohnheiten.

Was mich besonders erstaunte, war sein Plan für die kommende Zeit: Anders als sonst, wo er sich kopfüber in vermeintliche Abenteuer zu stürzen pflegt, will er nun jeden Sonntag – nicht mehr und nicht weniger – eine neue Gewohnheit in sein Leben aufnehmen. Diese ungewohnte Besonnenheit, so vermute ich, verdankt er dem stillen Einfluss seiner geliebten Dulcinea, die sich in ihrer grenzenlosen Bescheidenheit noch immer Magdalena nennt.

Möge der geneigte Leser daraus lernen, dass selbst die vermeintlich Tapfersten unter uns ihre stillen Kämpfe mit sich selbst ausfechten – auch wenn sie diese, wie unser Don Hühott, in das prächtige Gewand ritterlicher Abenteuer kleiden.