Autor: Michael von Sonnendorf

  • Von der Planung einer prächtigen Kochstätte.

    11. Januar 2025, ein Tag, an dem schwere Wolken wie graue Schafe über den Himmel zogen.

    Müßiger Leser, heute will ich dir berichten, wie unser Don Hühott sich erneut auf die Suche nach der vollkommensten aller Kochstätten begab. Denn siehe da, in seinem Streben, der holden Dulcinea ein würdiges Heim zu schaffen, ließ er keine Mühe unversucht.

    Bei einem Meister der Küchenkunst, dessen Geschick er besonders schätzt, verbrachte er geraume Zeit damit, über die Vorzüge verschiedener Kochstellen, Wasserquellen und Vorratskammern zu sinnieren. Nun liegt ein Berg von Schriftrollen vor ihm und seiner Dame, die es zu prüfen gilt wie einst die Ritter ihre Waffen vor dem Turnier.

    Der Rest des Tages verlief wie ein träger Bach, der sich durch die Niederungen windet, ohne recht voranzukommen. Zwar erledigte unser Ritter dies und jenes, doch schien es ihm, als würde er auf der Stelle treten wie ein Ross im tiefen Morast.

    Den Abend verbrachte er, wie schon am Tag zuvor, mit seinem merkwürdigen Freund, dem selbsternannten König von Möhland, beim edlen Schachspiel. O holder Leser, welch seltsames Paar sie doch abgeben – der eine träumt von schwarzer Rüstung, der andere von einer Krone, und beide schieben bedächtig ihre Bauern über das karierte Schlachtfeld, als hinge das Schicksal der Welt von ihren Zügen ab!

  • Von der Rückkehr eines treuen Gefährten.

    10. Januar 2025, ein Tag, an dem die Winterluft klar und frisch wie Quellwasser war.

    Müßiger Leser, heute will ich dir von der Rückkehr des treuen Attila Panza berichten, der nach einer langen Zeit der Wanderschaft – die gewöhnliche Menschen wohl „Urlaub“ nennen würden – wieder an den Hof von Sonnendorf zurückgekehrt ist.

    Kaum hatte unser Don Hühott seinen getreuen Freund erblickt, da sprudelten auch schon die Pläne aus ihm heraus wie Wasser aus einer frisch entdeckten Quelle. Denn siehe da: Bald soll der Bau eines prächtigen Heims für seine geliebte Dulcinea – die sich in ihrer grenzenlosen Bescheidenheit noch immer Magdalena nennt – beginnen.

    Die beiden Gefährten saßen beisammen, als wären sie nie getrennt gewesen, und schmiedeten Pläne von solcher Kühnheit, dass selbst die Baumeister der großen Kathedralen darüber gestaunt hätten. Attila Panza, seiner handwerklichen Natur getreu, nickte zu allem bedächtig und sprach nur dann, wenn sein praktischer Verstand ihm gebot, die hochfliegenden Träume seines Herrn sanft zur Erde zurückzuholen.

    Doch das Schicksal hatte noch eine weitere Prüfung für unseren Ritter vorgesehen. Als er am Nachmittag mit dem edlen Amaruq – jenem prächtigen Wolfshund, der bald sein treuer Gefährte werden soll – durch die Gefilde von Sonnendorf streifte, begegneten sie einer Dame mit ihrem Hunde. Und siehe da: Amaruq, sonst so würdevoll wie ein Fürst der nördlichen Wälder, vergaß für einen Moment seine edle Abstammung und zog unseren Ritter hinter sich her wie ein übermütiges Fohlen seinen unerfahrenen Reiter.

    Den Abend beschloss unser Don Hühott dann in Gesellschaft des selbsternannten Königs von Möhland bei einer Partie Schach. Ein merkwürdiges Schauspiel, werter Leser, diese beiden beim strategischen Spiel zu beobachten: Der eine ein Ritter ohne Rüstung, der andere ein König ohne Krone, beide vertieft in jenes edle Spiel, das schon so manchen weisen Mann um den Verstand gebracht hat.

  • Vom König ohne Krone und dem Ritter ohne Rüstung.

    8. Januar 2025. Ein kühler Winterabend, der Himmel klar wie ein Bergsee, die Sterne funkeln wie tausend Diamanten über Sonnendorf.

    Müßiger Leser! Lass mich dir von einem denkwürdigen Tage berichten, an dem unser edler Don Hühott – der sich zwar Ritter nennt, doch in Wahrheit ein Stallknecht ist – nicht alle seine Pflichten zu erfüllen vermochte, da seine Kräfte schwanden wie der Morgentau in der Sonne. Doch das Schicksal, das oftmals wunderliche Wege geht, führte ihn am Abend mit Sebastian zusammen, jenem selbsternannten König von Möhland, der sein Reich nicht etwa mit Schwert und Krone regiert, sondern mit Hacke und Gießkanne.

    Es ist wahrlich ein sonderbares Schauspiel, wenn diese beiden Männer sich treffen, der eine in abgetragener schwarzer Kleidung, die er für eine edle Rüstung hält, der andere in seiner grünen Schürze, die er wie einen Königsmantel trägt. Sie saßen beisammen in Sebastians bescheidenem Gemüseladen, der ihm ein Schloss zu sein scheint, und berieten über die Geschicke der Welt, als wären sie wahrhaftig Ritter und König.

    „Mein lieber Don Hühott“, sprach Sebastian, während er eine Möhre putzte, als poliere er ein Zepter, „seht Ihr, wie prächtig meine Untertanen gedeihen? Jede Karotte, jeder Kohlkopf ist ein treuer Vasall in meinem Reich.“

    Don Hühott betrachtete das Gemüse mit der gleichen ehrfurchtsvollen Miene, mit der er sonst seine imaginäre Rüstung mustert. „Wahrlich, Eure Hoheit“, erwiderte er, „Euer Reich gedeiht unter Eurer weisen Führung. Doch sagt, was haltet Ihr von meinem Plan, den Misthaufen neu zu ordnen? Ist dies nicht eine eines Ritters würdige Aufgabe?“

    Und so berieten sie bis in die späten Abendstunden, zwei Männer, die die Welt durch den Schleier ihrer Träume sehen, doch deren Herzen rein sind wie frisch gefallener Schnee. Der eine spricht von seinen Gemüseuntertanen, der andere von ritterlichen Taten im Stall, und wer sie belauscht, könnte meinen, hier schmieden ein König und ein Ritter Pläne für ein besseres Reich.

    Vielleicht, werter Leser, liegt in ihrer vermeintlichen Narrheit mehr Weisheit, als manch einer vermuten mag. Denn während andere über sie lächeln, arbeiten sie still an ihrer Vision einer besseren Welt – sei es durch sorgsam gepflegtes Gemüse oder durch liebevolle Pflege der Tiere.

    Als sie sich trennten, verneigte sich Don Hühott tief vor dem König von Möhland, der seinerseits eine majestätische Geste mit einer besonders stattlichen Möhre vollführte. Und wer weiß? Vielleicht werden diese beiden sonderbaren Gestalten, der Ritter ohne Rüstung und der König ohne Krone, tatsächlich die Welt ein kleines bisschen besser machen – jeder auf seine ganz eigene, wunderliche Art.

  • Von wahren und falschen Handwerkskünsten.

    9. Januar 2025, ein Tag, an dem dichter Nebel als ein geheimnisvoller Schleier über Sonnendorf lag.

    Müßiger Leser, heute muss ich dir von den Gedanken berichten, die unseren Don Hühott bewegen, nachdem er die Unterschiede zwischen wahren Meistern ihrer Kunst und bloßen Scharlatanen erkannte. Denn siehe, während er in den vergangenen Tagen die Pläne für das neue Haus seiner geliebten Dulcinea vorantrieb, wurde ihm eine wichtige Lektion zuteil.

    Es begab sich nämlich, dass Dulcinea – die sich in ihrer grenzenlosen Bescheidenheit noch immer Magdalena nennt – zuvor eine Schar von Baumeistern beauftragt hatte, die sich als wahre Gaukler entpuppten. Doch statt sich dem Schicksal zu ergeben, wie es so viele tun, entließ sie diese Scharlatane kurzerhand aus ihren Diensten und fand einen wahren Meister der Baukunst.

    O du hättest sehen sollen, werter Leser, wie dieser neue Baumeister gleich einem Feldherrn seine Truppen zu begeistern versteht! Die Hüter der Flamme, die Zähmer des Blitzes, die Maurer – sie alle folgen seinem Ruf mit einer Begeisterung, die unserem Don Hühott das Herz erwärmt. Hier sieht er endlich jene Tugenden am Werk, die er so sehr vermisst in seinem eigenen Geschäft, wo er sich Tag für Tag mit Stümpern herumschlagen muss.

    Die edle Arbeit im Stall, wo jede Handreichung dem Wohl der Tiere dient, erfüllt ihn mit Freude und Sinn. Doch in seinem Geschäft – hier stockt meine Feder fast vor Kummer – muss er sich mit Gesellen herumschlagen, die ihre Kunst nicht verstehen oder, schlimmer noch, sie nicht verstehen wollen.

    Doch siehe da! Seine holde Dulcinea hat ihm durch ihr beherztes Handeln den Weg gewiesen: „Wenn du nicht zufrieden bist, dann ändere es!“ Diese Worte, so einfach sie klingen mögen, trafen unseren Ritter wie ein Schwerthieb der Erleuchtung.

    Nun sitzt er hier und sinnt darüber nach, wie er sich von jenen trennen kann, die sein Geschäft mit ihrer Stümperei beschweren. Denn wahrlich, so erkannte er in den vergangenen Wochen, es gibt sie noch: Die wahren Meister ihrer Kunst, die mit Freude und Geschick zu Werke gehen. Man muss sie nur finden – und den Mut haben, die falschen Meister ziehen zu lassen.

  • Das Heim.

    6. Januar 2025, ein Tag voller emsiger Geschäftigkeit.

    Müßiger Leser, heute muss ich dir von einer Schlacht berichten, die unser Don Hühott nicht etwa gegen Windmühlen oder eingebildete Riesen führte, sondern gegen ein Heer von Zahlen, Plänen und Angeboten. Denn siehe, er plant den Bau eines neuen Schlosses – wenngleich er es in seiner Bescheidenheit nur „Haus“ nennt – für sich und seine geliebte Dulcinea.

    Mit der gleichen Akribie, mit der ein Feldherr seine Truppen mustert, prüfte er die Angebote der verschiedenen Handwerksmeister, die er für würdig erachtet, an diesem ehrwürdigen Projekt mitzuwirken. Jeden Taler wendete er dreimal um, als gälte es, einen Kriegsschatz zu verwalten, auf dass noch genügend verbleibe für all die prächtigen Einrichtungen, die er sich erträumt.

    Besonders angetan hat es ihm der Gedanke an ein Badgemach für seine Dulcinea – die sich in ihrer grenzenlosen Bescheidenheit noch immer Magdalena nennt. Eine Wanne von solcher Größe soll es werden, dass selbst die Königin von Saba sie nicht hätte verschmähen müssen. Und die Kochstätte! O werter Leser, du hättest sehen sollen, mit welcher Hingabe er die Pläne dafür zeichnete. Auch schwor er bei seiner schwarzen Rüstung, einen neuen Speisetisch zu zimmern, nachdem sein erstes Werk, vor Jahren geschaffen, nun langsam den Weg alles Irdischen zu gehen droht.

    Mit der Genauigkeit eines Baumeisters der alten Zeit studierte er die Pläne der Baumeister, suchte nach Verbesserungen und Verschönerungen, als gelte es, eine Kathedrale zu errichten und nicht bloß ein bescheidenes Haus in Sonnendorf. „Es wird perfekt!“, verkündete er mit der ihm eigenen Überzeugung, und für einen Moment schien es mir, als sähe ich in seinen Augen bereits das fertige Schloss erstrahlen.

    Wer bin ich, bescheidener Chronist dieser Geschehnisse, ihm zu widersprechen? Möge das neue Heim, wenn es dereinst vollendet ist, seinen Träumen gerecht werden.

  • Annähernde Befreiung.

    5. Januar 2025, ein frischer Wintermorgen.

    Müßiger Leser, heute will ich dir von einem weiteren Besuch bei jenem edlen Geschöpf berichten, das schon bald sein Schicksal mit unserem Don Hühott teilen wird. Bereits zum wiederholten Male machten sich unser Ritter und seine geliebte Dulcinea – die sich in ihrer grenzenlosen Bescheidenheit noch immer Magdalena nennt – auf den Weg zur Festung von Rosenheim, wo der prächtige Amaruq noch seiner endgültigen Befreiung harrt.

    Wie schon bei ihren vorherigen Besuchen zeigte sich der wolfsgleiche Gefährte von seiner edelsten Seite, als wüsste er, dass der Tag seiner Erlösung näher rückt. Die Vorfreude in Don Hühotts Augen war dabei kaum zu übersehen – gleicht doch die baldige Adoption des prächtigen Tieres in seinen Gedanken zweifellos der Befreiung eines verzauberten Prinzen.

    Den Rest des Tages verbrachte unser Ritter damit, weitere Pläne für sein bescheidenes Reich – die Stallungen von Sonnendorf – zu schmieden, nun schon ganz erfüllt von dem Gedanken an seinen künftigen vierbeinigen Gefährten. Bald, so schwor er bei seiner schwarzen Rüstung, würde Amaruq nicht mehr bloß ein Besucher, sondern ein fester Teil seines Hofstaates sein.

  • Stille Stunden.

    4. Januar 2025, ein Tag wie viele andere, weder besonders hell noch dunkel.

    Müßiger Leser, nicht alle Tage im Leben eines vermeintlichen Ritters sind gefüllt mit Kämpfen gegen Windmühlen oder Begegnungen mit selbsternannten Königen. So will ich dir heute von einem jener Tage berichten, die still dahinfließen wie ein Bach im Spätherbst.

    Unser Don Hühott verbrachte die Stunden damit, an seinen Plänen für die Stallungen zu arbeiten, wobei er mehr Zeit mit Nachsinnen als mit tatsächlichem Tun verbrachte. Wie ein Wanderer, der an einer Weggabelung innehält, schien er über die Richtung seines weiteren Weges zu grübeln.

    Seine morgendlichen Dehnübungen – die er noch immer als „ritterliche Ertüchtigung“ bezeichnet – führte er mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit durch. Es war, als suche er in dieser einfachen Routine einen Anker in den Gewässern seiner unruhigen Gedanken.

    Mehr gibt es von diesem Tage nicht zu berichten, denn manchmal, werter Leser, sind es gerade die ereignislosen Tage, die einen Menschen formen – auch wenn er sich für einen Ritter in schwarzer Rüstung hält.

  • Merkwürdige Begegnungen.

    3. Januar 2025, ein Tag, an dem die Winterluft klar wie Kristall war.

    Was ich dir heute berichten muss, geschätzter Leser, ist von solch köstlicher Ironie, dass selbst die Götter darüber schmunzeln müssen. Denn siehe da: Unser Don Hühott, der sich für einen Ritter in schwarzer Rüstung hält, empfing heute den Besuch eines gewissen Sebastian, seines Zeichens selbsternannter König von Möhland.

    Mit größter Verwunderung beobachtete ich, wie unser Ritter – der noch am Morgen einige seiner Pflichten auf den morgigen Tag verschob, als sei die Zeit ein dehnbares Gewand – über seinen Freund urteilte. „Ein netter Kerl“, so sprach er zu mir, „wenn auch ein wenig von Wahnvorstellungen geplagt. Stell dir vor, er hält sich für einen König, trägt aber nicht einmal eine Krone!“

    O holder Leser! Welch göttliche Komödie spielte sich vor meinen Augen ab, als der Ritter ohne Rüstung dem König ohne Krone begegnete, und keiner der beiden die Spiegelung seiner selbst im anderen erkannte!

    Den Abend verbrachte unser edler Stallknecht dann in einem vornehmen Gasthaus, speiste mit seinen Eltern und seiner holden Dulcinea – die sich in ihrer grenzenlosen Bescheidenheit noch immer Magdalena nennt. Seine ritterlichen Dehnübungen verschob er auf den späten Abend, schwor aber bei seiner schwarzen Rüstung, dass diese Gewohnheit ihm bleiben werde.

    Nun sitzt er hier und sinnt darüber nach, welche neue Gewohnheit er am kommenden Sonntag in sein Leben aufnehmen wird. Möge es eine sein, die ihm hilft, weniger aufzuschieben – doch ich wage zu bezweifeln, dass er diesen Rat eines bescheidenen Chronisten beherzigen wird.

  • Von der Kunst des Aufschiebens.

    2. Januar 2025. Ein Tag, an dem die Sonne ungewöhnlich früh ihre Strahlen durch die Stallfenster sandte.

    Müßiger Leser, lass dir von einem merkwürdigen Schauspiel berichten, das ich heute bei unserem Ritter Don Hühott beobachten durfte. Wie du vielleicht weißt, ist er ein Stallknecht von außerordentlicher Pflichterfüllung, einer, der seine täglichen Aufgaben mit der gleichen Ernsthaftigkeit angeht wie einst Don Quijote seine vermeintlichen Ritterabenteuer.

    Doch heute bemerkte ich etwas Seltsames an seinem Gebaren: Mit einer fast schon verdächtigen Hingabe widmete er sich dem Ausmisten der Ställe, dem Füttern der Tiere und dem Wenden des Heus. Nicht etwa, dass er diese Arbeiten nachlässig verrichtet hätte – ganz im Gegenteil! Er dehnte sie mit solcher Sorgfalt aus, als gälte es, die Zeit selbst anzuhalten.

    Als ich ihn darauf ansprach, gestand er mir – in einem jener seltenen Momente der Klarsicht, die ihn bisweilen heimsuchen – dass er wohl dazu neige, das Bekannte dem Unbekannten vorzuziehen. „Es ist leichter“, sprach er, „einen Stall auszumisten, dessen Ausmaße man kennt, als sich in neue Abenteuer zu stürzen, deren Ende ungewiss ist.“

    Dennoch, und dies muss zu seiner Ehre erwähnt werden, hielt er seine gestrigen Vorsätze ein: Noch vor dem ersten Hahnenschrei vollführte er seine Dehnübungen, die er „ritterliche Ertüchtigung“ nennt. Auch sitzt er nun hier bei mir und diktiert mir seine Gedanken für das Tagebuch – eine weitere seiner neuen Gewohnheiten.

    Was mich besonders erstaunte, war sein Plan für die kommende Zeit: Anders als sonst, wo er sich kopfüber in vermeintliche Abenteuer zu stürzen pflegt, will er nun jeden Sonntag – nicht mehr und nicht weniger – eine neue Gewohnheit in sein Leben aufnehmen. Diese ungewohnte Besonnenheit, so vermute ich, verdankt er dem stillen Einfluss seiner geliebten Dulcinea, die sich in ihrer grenzenlosen Bescheidenheit noch immer Magdalena nennt.

    Möge der geneigte Leser daraus lernen, dass selbst die vermeintlich Tapfersten unter uns ihre stillen Kämpfe mit sich selbst ausfechten – auch wenn sie diese, wie unser Don Hühott, in das prächtige Gewand ritterlicher Abenteuer kleiden.

  • Neues Jahr, neuer Don Hühott.

    01. Januar 2025. Am ersten Tag des Jahres, da die Sonne ungewöhnlich hell und klar am winterlichen Himmel strahlte, als wolle sie dem neuen Jahr einen besonders prächtigen Anfang bereiten.

    Müßiger Leser! Es ziemt sich wohl, dir von den Ereignissen zu berichten, die sich am ersten Tag dieses Jahres im beschaulichen Sonnendorf zutrugen, auf dass du selbst ermessen mögest, ob unser wackerer Held Don Hühott sich zum Besseren oder Schlechteren entwickelt.

    Kaum hatte die verschlafene Wintersonne ihre ersten zaghaften Strahlen über den Stallungen von Sonnendorf ausgebreitet, da fand ich unseren Ritter bereits in höchst merkwürdiger Position vor: Er saß, die Beine in seltsamen Winkeln verschränkt, auf dem Stroh und vollführte, was er „edle Dehnungen“ nannte. Auf meine verwunderte Nachfrage hin erklärte er mit der ihm eigenen Würde, ein Ritter müsse nicht nur im Geiste, sondern auch im Körper geschmeidig bleiben, wolle er den Kampf gegen die Windmühlen des Lebens bestehen.

    Ich muss gestehen, werter Leser, dass ich zunächst geneigt war, dies für eine seiner üblichen Wahnvorstellungen zu halten. Doch zu meinem nicht geringen Erstaunen hielt er diese Übungen ganze zehn Minuten durch, und sein zufriedenes Gesicht danach ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihm wohlgetan hatten.

    Doch das Schicksal – oder vielleicht war es auch nur die gewöhnliche menschliche Natur – hatte andere Pläne für unseren Ritter an diesem Tag. Denn als am Nachmittag seine geliebte Dulcinea ihm irgendeinen alltäglichen Vorwurf machte (dessen Natur mir entfallen ist, doch sind solche Dinge meist von erschreckend gewöhnlicher Art), da vergaß unser Don Hühott für einen Moment seine ritterliche Würde.

    O du hättest sehen sollen, holder Leser, wie er aufbrauste! Wie ein Vulkan, der jahrelang geschlummert hat, brach sein Zorn hervor, und für einen Moment war von seiner edlen Ritterlichkeit wenig zu spüren. Dulcinea, die solche Ausbrüche gewohnt sein muss, trug es mit der ihr eigenen Gelassenheit, wenngleich sie –und dies muss ich der Wahrheit halber hinzufügen – keinerlei Anstalten machte, einen Fehler einzugestehen.

    Doch hier zeigt sich nun die wahre Größe unseres Ritters: Statt sich seinem Groll hinzugeben, besann er sich auf seine edlen Grundsätze. Wie ein fahrender Ritter vergangener Zeiten, der seiner Dame einen Dienst erweisen will, begab er sich in die Küche – sein persönliches Schlachtfeld, wenn man so will – und bereitete ein Mahl, das seiner Dulcinea würdig war. Dass er dabei gänzlich auf Fleisch verzichtete, erklärt er mit der einem Ritter gebührenden Achtung vor allem Lebendigen, wenngleich ich vermute, dass auch Dulcineas Vorliebe für vegane Kost dabei eine nicht unerhebliche Rolle spielte.

    So endete dieser erste Tag des Jahres in friedlicher Eintracht, mit unserem Ritter und seiner Dame beim gemeinsamen Mahl. Und wenn ich die beiden so beobachtete, wie sie einander versöhnlich anlächelten, musste ich unwillkürlich an jene Stelle in den alten Chroniken denken, wo es heißt, dass die größten Schlachten eines Ritters oft nicht gegen äußere Feinde, sondern gegen die eigenen Schwächen gefochten werden.

    Was seine Vorsätze für das neue Jahr betrifft – nun, werter Leser, ich wage nicht zu prophezeien, ob Don Hühott seine morgendlichen Dehnübungen beibehalten wird. Doch was seine Liebe zu Dulcinea angeht, so bin ich mir gewiss, dass diese – gleich ob er nun gerade der schwarze Ritter oder der einfache Stallknecht Michael ist – beständig bleiben wird wie der Nordstern am Firmament.