29. November 2024, ein Tag, an dem das Volk wie von einem seltsamen Fieber befallen durch die Straßen eilte, auf der Jagd nach vermeintlichen Schnäppchen.
Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einem merkwürdigen Schauspiel berichten, das sich allerorten zutrug und auch vor den Toren Sonnendorfs nicht Halt machte. Die Menschen nennen es „Black Friday“, obschon es weder schwarz noch ein Freitag im gewöhnlichen Sinne ist, sondern vielmehr eine Art Jahrmarkt der Vergünstigungen, bei dem selbst die Besonnensten den Kopf zu verlieren scheinen.
Unser Don Hühott, der in seinem kleinen Laden unweit des Stalles feine Waren für die Bartpflege und Rasur feilbietet – eine Beschäftigung, die seinen Lebensunterhalt sichert -, sah sich heute einer wahren Flut von Kundschaft gegenüber. Doch statt sich der allgemeinen Freude über den regen Handel hinzugeben, verfiel er in tiefes Grübeln.
„Seht Ihr“, sprach er zu Attila Panza, der gerade eine neue Lieferung Rasierwasser begutachtete, „wie unsere Mitbewerber ihre Waren verschleudern, als wären es nichts als gewöhnliche Kramwaren? Wo bleibt da die edle Kunst der Bartpflege? Wo die Würde des Handwerks?“
Der treue Attila nickte nur stumm, denn er kannte diese Reden seines Freundes zur Genüge. Doch Don Hühott fuhr fort, während er eine neue Flasche seiner selbst kreierten Bartessenz gegen das Licht hielt: „Nein, mein Freund, unsere Zukunft liegt nicht im wilden Treiben des Marktes, sondern in der Schaffung edler Tinkturen und Salben, wie sie schon die Ritter des Altertums nutzten!“
Die Magd Irmingard Maria, die vorbeikam, um nach Lavendelöl zu fragen, hörte ihn murmeln: „Ritter des Altertums! Als ob die sich um Bartpflege gekümmert hätten!“, doch sie war klug genug, dies nicht laut zu äußern.
In der Tat hatte Don Hühott die ganze Woche damit verbracht, neue Rezepturen zu ersinnen, und sein Laboratorium – eine kleine Kammer neben dem Stall, die er sein „alchemistisches Refugium“ nannte – war erfüllt vom Duft verschiedenster Essenzen. Seine Augen leuchteten, wenn er von seinen Plänen sprach, und selbst der Barbier des Dorfes musste zugeben, dass einige seiner Kreationen durchaus bemerkenswert waren.
„Seht“, rief er aus, als der Tag sich dem Ende zuneigte und der letzte Kunde den Laden verlassen hatte, „dies ist meine wahre Bestimmung! Nicht das Feilschen um Pfennige, sondern die Erschaffung edler Produkte für die Pflege des männlichen Antlitzes! Wie Don Quijote gegen Windmühlen kämpfte, so kämpfe ich gegen die Vernachlässigung der wahren Bartpflege!“
Wer bin ich, werter Leser, zu beurteilen, ob in diesem scheinbaren Wahn nicht doch ein Körnchen Wahrheit steckt? Denn während andere ihre Waren verschleuderten, hatte Don Hühott an diesem Tag nicht ein einziges seiner Produkte unter Wert verkauft. Und vielleicht, ja vielleicht liegt gerade darin seine ganz eigene Form der Ritterlichkeit.