30. November 2024, ein Tag, an dem die Wahrheit so klar schien wie das Wasser in Dulcineas Pferdebrunnen.
Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einer bemerkenswerten Begebenheit berichten, die das ganze Dorf Sonnendorf in Aufruhr versetzt hat. Es geht um die Übergabe der Wohnstatt unserer edlen Dulcinea – die andere nur als Magdalena kennen – an einen Mann, dessen wahre Natur jedem Kind im Dorfe bekannt ist, nur nicht, so scheint es, dem alten Jäger, der ihm sein Reich überließ.
Don Hühott, unser vermeintlicher Ritter in schwarzer Rüstung, verbrachte den Tag damit, Dulcinea bei der Übergabe ihrer Gemächer beizustehen. Doch während er sonst dazu neigt, in gewöhnlichen Dingen Zauberei und Trug zu sehen, war er heute von einer bemerkenswerten Klarheit des Geistes.
„Seht her“, sprach er zu seinem getreuen Attila Panza, „wie das ganze Dorf die Wahrheit kennt! Dieser junge Mann, der sich als würdiger Nachfolger des Jägers ausgibt, ist nichts als ein Feigling, der sich hinter den Rockschößen seiner Mutter versteckt. Und diese – ha! – eine Hexe ist sie, aber nicht von jener Art, die mit Zaubertränken und Beschwörungen ihr Unwesen treibt, sondern von der gefährlicheren Sorte: jenen, die mit Habgier und falschen Worten das Herz rechtschaffener Menschen vergiften!“
Die Magd Irmingard Maria, die diese Worte hörte, nickte nur ernst und sprach: „Zum ersten Mal, seit ich Don Hühott kenne, sieht er die Dinge genau so, wie sie sind.“
Selbst der Barbier, der sonst jeden von Don Hühotts Gedanken mit spitzem Skalpell der Vernunft zu zerlegen pflegt, musste zugeben: „In diesem Fall ist seine Diagnose so präzise wie mein bestes Rasiermesser.“
Der alte Jäger, sonst ein Mann von großer Weisheit und klarem Verstand, schien der einzige im Dorfe zu sein, der die gierigen Blicke nicht bemerkte, mit denen Mutter und Sohn seinen Besitz musterten. Doch Don Hühott, der ihn beim Unterzeichnen der Papiere beobachtete, sah bereits den Schatten der kommenden Reue über sein Gesicht huschen.
„Es wird nicht lange dauern“, sprach er zu Dulcinea, als sie am Abend die letzten Kisten aus ihrer alten Wohnung trugen, „bis der weise Waldläufer erkennt, dass er sein Reich an unwürdige Hände übergeben hat. Die Gier dieser beiden wird sich schneller zeigen als die Sonne nach einem Sommergewitter.“
Und zum ersten Mal seit langer Zeit, werter Leser, sprach Don Hühott nicht von Zauberern und verzauberten Prinzen, sondern von der einfachen Wahrheit, die vor aller Augen lag: Von einem alten Mann, der einen Fehler begangen hatte, den er bald bereuen würde, und von zwei Menschen, deren wahre Natur das ganze Dorf durchschaute.
So endete dieser denkwürdige Tag in Sonnendorf, und ich, der ich diese Zeilen niederschreibe, kann nur hoffen, dass der alte Jäger bald zu jener Klarheit des Geistes zurückfindet, die heute ausnahmsweise Don Hühott zuteil wurde. Denn manchmal, werter Leser, sieht ein vermeintlich Verwirrter die Welt klarer als alle anderen.