Eiswasserwandler.

23. November 2024, ein Spätnachmittag, als die Sonne golden über dem See hing.

    Die Enten auf dem See beäugten verwundert den seltsamen Gesellen in schwarzer Kleidung, der am Ufer stand und offenbar mit sich selbst verhandelte.

    „Schon die alten Wikinger“, murmelte Don Hühott, während er vorsichtig einen Zeh ins eisige Wasser tauchte, „wussten um die stählende Kraft des kalten Wassers.“ Er unterbrach sich, als eine vorwitzige Ente näher schwamm und ihn mit schief gelegtem Kopf betrachtete. „Ja, ja“, sprach er zu ihr, „ich weiß, für euch ist dies ein natürliches Bad. Aber bedenkt, Dame Ente, dass auch wir Menschen einst diese Verbindung zur Natur hatten.

    Sein treuer Gefährte Attila, der mit einer warmen Decke am Ufer wartete, schüttelte nur den Kopf. „Don Hühott, vielleicht solltet Ihr weniger über Geschichte nachdenken und einfach…“

    Platsch!

    Mit einem beherzten Sprung hatte sich Don Hühott ins kalte Wasser begeben. Die Enten stoben auseinander, kehrten aber neugierig zurück, als sie sahen, wie dieser seltsame Mensch andächtig im Wasser stand.

    Kälte umfing ihn wie ein kristallener Panzer, doch mit jedem bewussten Atemzug spürte er, wie eine seltsame Wärme von innen aufstieg. Die Enten schwammen nun in respektvollem Abstand ihre Kreise um ihn.

    Nach wenigen Minuten – länger sollte man als Anfänger nicht im eisigen Wasser bleiben, wie er in seinen Studien gelernt hatte – stieg er aus dem See. Sein ganzer Körper kribbelte, als hätte er einen Trunk aus flüssigem Sonnenlicht genommen.

    „Wisst ihr“, sagte er zu Attila, während er sich in eine warme Decke hüllte, „es ist seltsam. Den ganzen Tag drehen wir uns im Kreis, gefangen in unseren Pflichten. Aber hier, in der Kälte des Wassers, finde ich eine Klarheit, die ich schon lange vermisst habe.“

    Eine der Enten schnatterte zustimmend.

    „Ja, ja“, lächelte Don Hühott, „ihr wisst das natürlich längst. Ihr tragt diese Weisheit in euch, so wie die alten Völker sie in sich trugen. Der moderne Mensch hat sie nur vergessen, diese Verbindung zur Natur, diese… diese…“

    Er hielt inne, suchte nach Worten.

    „Diese Entspannung?“, schlug Attila vor.

    „Genau!“, strahlte Don Hühott. „Siehst du, wie klar der Geist wird? Wie leicht die Gedanken fließen? Die alten Mystiker wussten, warum sie die Kälte suchten. Sie ist wie ein Spiegel, der uns zeigt, wer wir wirklich sind.“

    Die Sonne begann unterzugehen, und die Enten zogen ihre letzten Kreise auf dem See. Don Hühott stand noch lange am Ufer, das Gesicht von innen leuchtend, als hätte er ein lange gesuchtes Geheimnis gefunden.

    „Morgen“, sagte er schließlich zu Attila, „morgen komme ich wieder. Ein Ritter muss sich schließlich abhärten.“

    Die Enten schnatterten zum Abschied, als wollten sie sagen: Willkommen im Club der Eiswasserwandler.