26. November 2024, ein Tag wie ein verblasstes Gemälde.
„Die Menschen sind Narren“, murmelte Don Hühott, während er vom Fenster des Stalls auf den Dorfplatz blickte. Dort unten eilten sie umher, verstrickt in ihre kleinen Sorgen, blind für die größeren Zusammenhänge.
Es war Attila, der ihn aus seinen düsteren Betrachtungen riss. „Was seht Ihr denn da unten, das Euch so verbittert?“
Don Hühott seufzte schwer. „Ich sehe ihre Dummheit, ihre Gleichgültigkeit. Wie sie gedankenlos durchs Leben hasten, während die Welt um sie herum…“ Er brach ab, unfähig seine Frustration in Worte zu fassen.
„Merkwürdig“, sagte Attila nachdenklich, während er eine Handvoll Haferkörner durch seine Finger rieseln ließ. „Als ich vorhin zum Markt ging, sah ich die alte Marie, wie sie einem fremden Kind half, seine verstreuten Äpfel aufzusammeln. Und der Bäcker gab der mittellosen Witwe wieder heimlich Brot.“
Don Hühott schwieg einen Moment. „Vielleicht“, räumte er zögernd ein, „vielleicht sehe ich vor lauter Schatten das Licht nicht mehr.“
In diesem Moment trat Dulcinea ein. „Michael“, sagte sie – denn so war sein weltlicher Name – „Ihr steht hier oben und urteilt über die Welt da unten. Aber habt Ihr schon einmal bedacht, dass jeder Mensch seine eigene Geschichte mit sich trägt? Seine eigenen Kämpfe kämpft?“
Don Hühott griff nach seinem abgegriffenen Buch der Selbstbetrachtungen. „Der weise Kaiser schreibt: ‚Beginne den Tag mit dem Gedanken: Ich werde heute Menschen begegnen, die sich aufdringlich, undankbar und unverschämt verhalten.‘ Aber…“ Er hielt inne. „Aber vielleicht lese ich nur den ersten Teil und übersehe den zweiten: ‚Sie verhalten sich so aus Unwissenheit über Gut und Böse.’“
Ein Sonnenstrahl fiel durch das Fenster und ließ die Staubkörner im Stall wie winzige Lichter tanzen.
„Seht“, sagte Dulcinea sanft, „selbst im dunkelsten Raum findet das Licht seinen Weg. Vielleicht müssen wir nur lernen, genauer hinzusehen.“
Don Hühott betrachtete die tanzenden Staubkörner lange. „Es ist seltsam“, sagte er schließlich. „Als Ritter träumte ich davon, gegen Drachen zu kämpfen. Aber vielleicht ist der größte Kampf der gegen die Dunkelheit in unserem eigenen Blick.“
„Und wie gewinnt man diesen Kampf?“, fragte Attila.
„Indem man übt“, antwortete Don Hühott langsam, „das Licht zu sehen. Auch wenn es nur so klein ist wie ein Staubkorn in der Sonne.“
Anmerkung des Chronisten: Manchmal braucht es mehr Mut, die Güte in den Menschen zu sehen als ihre Fehler. Und manchmal ist der wahre Ritter nicht der, der Drachen erschlägt, sondern der, der lernt, mit anderen Augen zu sehen.