Aus dem Tagebuch des Don Hühott.

  • Trägheit.

    8. Dezember 2024, ein Adventssonntag, der unseren Don Hühott zwischen Tatendrang und Erschlaffung hin- und herwarf wie ein Blatt im Dezemberwind.

      Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einem Tage berichten, der unserem Don Hühott eine wichtige Lehre erteilte — wenn er sie denn zu beherzigen vermag.

      Es begab sich nämlich, dass er gemeinsam mit seiner angebeteten Dulcinea zum Tierheim nach Rosenheim fuhr, um den treuen Amaruq für einen Tag der Ruhe zu sich zu holen. Doch siehe da: Der edle Hund, sonst so mutig und stark, zeigte sich der Kutsche gegenüber wenig zugetan. Was tut ein Ritter in solch einer Situation? Don Hühott entschied kurzerhand, den Heimweg zu Fuß anzutreten, im leichten Trab an Amaruqs Seite.

      Und während er so dahintrabte, die frische Winterluft in den Lungen, spürte er eine längst vergessene Freude in sich aufsteigen. Sein Körper, den er sonst nur zur Verrichtung seiner Stallpflichten nutzte, schien mit jedem Schritt lebendiger zu werden, gleich einem eingerosteten Schwert, das durch Bewegung seinen alten Glanz wiedererlangt.

      „Wie seltsam“, sprach er zu Amaruq, der freudig neben ihm hertrottete, „dass ich diese simple Wahrheit so oft vergesse: dass Bewegung nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut tut!“

      Doch kaum war er heimgekehrt, spürte er schon wieder jene altbekannte Trägheit in sich aufsteigen, jene bleierne Schwere, die ihn davon abhielt, mehr für seine körperliche Ertüchtigung zu tun. Gleich einer Windmühle, deren Flügel sich nur dann drehen, wenn der Wind sie treibt, schien sein Tatendrang von äußeren Umständen abhängig.

      „Was soll ich tun?“, fragte er Amaruq, der ihn nur mit sanften Augen anblickte. „Ich weiß um die Kraft der Bewegung, und doch fehlt mir die Kraft zur Bewegung — ist dies nicht ein seltsamer Widerspruch?“

      Wer bin ich, werter Leser, unserem Don Hühott einen Rat zu geben? Und doch — vielleicht liegt die Antwort in der Lektion, die Amaruq ihm kürzlich erteilte: Dass manchmal der erste Schritt der schwerste ist, und dass es weiser sein mag, dem natürlichen Fluss zu folgen als gegen ihn anzukämpfen.

      Vielleicht muss unser Ritter nicht gleich in voller Rüstung zum Turnier antreten — würde nicht ein täglicher Spaziergang mit Amaruq genügen, um den Anfang zu machen? Denn ist es nicht so, dass auch die längste Reise mit einem einzelnen Schritt beginnt?

    1. Hilfsbereitschaft.

      7. Dezember 2024, ein Abend, an dem das Licht in der Werkstatt so warm leuchtete wie die Herzen der Menschen in einem fernen Dorfe.

      Müßiger Leser! Heute muss ich dir von zwei Geschichten berichten, die sich zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten zutrugen, doch beide von jener Güte zeugen, die das Leben erst lebenswert macht.

      In der Werkstatt zu Sonnendorf fanden sich Vater und Sohn zusammen — unser Don Hühott und sein Erzeuger —, um bei der Vollendung kleiner Werke zu helfen, die Don Hühott für seine angebetete Dulcinea ersann. Der Vater, der die Träumereien seines Sohnes wohl kannte, sprach kein Wort über Ritter und Windmühlen, sondern entzündete still die Lampen, damit sein Sohn besser sehen möge bei seiner feinen Arbeit.

      In diesem warmen Licht, das die Werkstatt erhellte, schien die Zeit stillzustehen, und für einen Moment waren sie einfach nur Vater und Sohn, vereint in der friedlichen Stille handwerklichen Schaffens.

      Derweil befand sich Dulcinea — die andere nur als Magdalena kennen — im fernen Oberpframmern, wo sie unermüdlich nach dem entlaufenen Kater Timo suchte. Obgleich ihre Suche auch an diesem Tage ohne Erfolg blieb, trug sich dort etwas Bemerkenswertes zu: Die Menschen jenes Dorfes, gerührt von ihrer beharrlichen Suche, öffneten nicht nur ihre Augen, sondern auch ihre Herzen.

      Sie verteilte ihre Flugblätter von Tür zu Tür, und siehe da — statt Gleichgültigkeit fand sie offene Ohren und hilfsbereite Hände. Die Bewohner Oberpframmerns versprachen nicht nur, nach dem vermissten Kater Ausschau zu halten, sondern meldeten sich auch bei ihr, sei es mit einem möglichen Hinweis oder einfach nur mit aufmunternden Worten.

      So geschah es, dass an diesem Tage, während Don Hühott im warmen Licht der Werkstatt seine kleinen Kunstwerke schuf, seine geliebte Dulcinea in der Fremde erfuhr, dass die Welt noch immer voll guter Menschen ist, die bereit sind, einer Fremden in ihrer Quest beizustehen.

      Wer bin ich, werter Leser, zu sagen, welches der größere Segen war — die stille Unterstützung eines Vaters oder die herzliche Hilfsbereitschaft fremder Menschen? Vielleicht liegt die Antwort in der Erkenntnis, dass es die kleinen Gesten der Güte sind, die unsere Welt zusammenhalten — sei es das Entzünden einer Lampe oder das Versprechen, die Augen offenzuhalten für einen verlorenen Kater.

    2. Nachgeben.

      6. Dezember 2024, ein Tag, an dem die Morgensonne durch die Wolken brach wie eine Erkenntnis durch den Nebel der Zweifel.

      „Ist es nicht seltsam“, sprach er zu seinem treuen Ross Mr. Moppel, während er ihm das Fell striegelte, „wie wir uns oft gegen jene Wege sträuben, die das Schicksal für uns vorgesehen hat? Gleich einem störrischen Hund an der Leine zerren wir in die Gegenrichtung, nur um am Ende erschöpft und kraft­los zu sein.“

      Müßiger Leser! Heute muss ich dir von den Gedanken berichten, die unseren Don Hühott heimsuchten, während er über die Lektion sann, die ihm sein vierbeiniger Gefährte Amaruq am Vortage erteilte.

      Und während er so den Striegel durch Mr. Moppels Fell führte, erkannte er, wie sehr er sich selbst in diesem Bilde wiederfand. Je verbissener er gegen den Strom des Lebens anschwamm, desto mehr schwanden seine Kräfte, gleich einem Ritter, der sein Schwert gegen den Wind schwingt.

      Doch was ihn am meisten quälte — mehr noch als die Furcht vor dem falschen Wege —, war die Angst vor dem Scheitern selbst. Wie ein schwerer Schatten lag sie auf seiner Seele, diese unbegründete Sorge, dass ein Fehlschlag das Ende aller Hoffnung bedeuten könnte.

      „Aber sieh nur“, sprach er zu Attila Panza, der ihm wie stets sein Ohr lieh, „wie oft stand ich schon am Abgrund? Wie viele Schlachten schien ich schon verloren zu haben? Und doch — hier stehe ich noch immer, aufrecht, wenn auch manchmal wankend.“

      Es war, als hätte Amaruqs gestrige Lektion einen Vorhang in seinem Geiste gelüftet. War es nicht gerade sein störrisches Beharren auf alten Wegen, sein stetes Zurückfallen in vertraute Muster, das ihn daran hinderte, wahrhaft voranzuschreiten? Gleich einem Reiter, der sich im Kreise dreht, weil er den eingeschlagenen Pfad nicht verlassen will, auch wenn dieser ins Nirgendwo führt.

      „Vielleicht“, murmelte er, während er gedankenverloren Mr. Moppels Mähne kämmte, „vielleicht liegt die wahre Ritterlichkeit nicht im sturen Beharren auf dem eigenen Willen, sondern im weisen Nachgeben, wenn das Leben uns in eine neue Richtung weist?“

      Und während er dies bedachte, fiel ihm auf, wie oft schon das vermeintliche Scheitern sich als verkappter Segen erwiesen hatte. Wie oft hatte ein gescheiterter Plan ihn auf einen besseren Weg geführt, den er selbst nie gewählt hätte?

      So verbrachte Don Hühott diesen Tag in tiefem Sinnen, und zum ersten Mal seit langem spürte er, wie die Last der Angst von seinen Schultern zu weichen begann. Denn wer hatte je gehört, dass ein wahrer Ritter am Scheitern zerbrach? War es nicht vielmehr das Aufstehen nach jedem Fall, das einen Ritter ausmachte?

      Wer bin ich, werter Leser, zu sagen, ob Don Hühott an diesem Tage nicht eine größere Schlacht gewann als all jene, die er sich in seiner Fantasie erträumte? Denn welcher Sieg könnte größer sein als jener über die eigene Furcht?

    3. Vermessenheit.

      5. Dezember 2024, ein Tag, der unserem Don Hühott eine unerwartete Lehre erteilte, während die Dezembersonne sanft durch die kahlen Äste schien.

        Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einer merkwürdigen Begebenheit berichten, die unseren Don Hühott — der sich des Morgens noch mit seinen üblichen Windmühlen herumschlug — am Nachmittag in tiefes Sinnen stürzte.

        Es begab sich nämlich, dass er mit Amaruq, jenem wolfsgleichen Hunde, den er und Dulcinea so sehr ins Herz geschlossen haben, seine gewohnten Pfade beschritt. Nun ist es mit Hunden so eine Sache: Sie folgen ihrer Nase dorthin, wo der Mensch mit seinen stumpfen Sinnen nichts als leere Luft wahrnimmt.

        Anfangs ließ Don Hühott seinen vierbeinigen Gefährten gewähren. Doch als Amaruq zum wiederholten Male von ihrem eingeschlagenen Wege abweichen wollte, regte sich in unserem Ritter jener Stolz, der uns Menschen so eigen ist.

        „Nein“, sprach er bestimmt und zog die Leine straff, „wir gehen diesen Weg, nicht jenen!“ Und je stärker Amaruq in die eine Richtung strebte, desto entschlossener zog Don Hühott in die andere.

        Doch während er so mit seinem treuen Gefährten rang, kam ihm ein seltsamer Gedanke: War es nicht ebenso mit ihm und seinem Schicksal? Wie oft hatte er sich heute wieder mit seinen Windmühlen gemessen, starr seinem eigenen Willen folgend, während das Leben — oder eine höhere Macht — ihn vielleicht in eine ganz andere Richtung zu lenken versuchte?

        „Sieh nur“, sprach er zu seinem Hund, der ihn mit klugen Augen anblickte, „wie vermessen wir Menschen doch sind! Wir glauben stets, unser Weg sei der einzig richtige, unser Wille der einzig wahre. Doch was, wenn jene Kraft, die die Welt im Innersten zusammenhält, unserer Sturheit überdrüssig wird? Was, wenn sie, gleich dir an der Leine, in eine Richtung zieht, die uns zwar fremd, doch heilsamer wäre?“

        Und während er dies bedachte, lockerte er seinen Griff an Amaruqs Leine. Der Hund, nun frei seinem Instinkt zu folgen, führte ihn zu einer Stelle, die Don Hühott noch nie bemerkt hatte — ein kleiner Pfad, der sich zwischen alten Bäumen hindurchwand und an dessen Ende die Sonne golden durch die Zweige brach.

        Wer bin ich, werter Leser, zu sagen, ob nicht manchmal ein Hund der bessere Führer ist als all unsere menschliche Weisheit? Denn während Don Hühott des Morgens noch vergeblich gegen Windmühlen kämpfte, zeigte ihm am Nachmittag ein einfacher Spaziergang mit Amaruq, dass manchmal das Nachgeben weiser ist als das Beharren, das Folgen klüger als das Führen.

        Und vielleicht, so dachte Don Hühott auf dem Heimweg, liegt darin eine tiefere Wahrheit: Dass wir Menschen in unserem Stolz oft taub sind für die sanften Wegweiser des Schicksals, die uns — gleich einem Hund an der Leine — in eine bessere Richtung zu ziehen versuchen.

        So endete dieser Tag mit einer Erkenntnis, die unserem Ritter wertvoller erschien als all seine eingebildeten Siege über Windmühlen: Dass wahre Weisheit vielleicht darin liegt, manchmal dem zu folgen, was wir nicht verstehen, statt stur auf unserem Wege zu beharren.

      1. Die Last.

        4. Dezember 2024, ein Tag, der sich wie ein dichter Nebel über Sonnendorf legte und die Sicht auf den rechten Weg zu verhüllen schien.

          Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einem Kampf berichten, den unser Don Hühott ausfocht — nicht gegen Windmühlen oder eingebildete Riesen, sondern gegen die weit gefährlicheren Feinde, die im eigenen Herzen wohnen: die nagenden Zweifel und die erdrückende Last der täglichen Pflichten.

          Wie ein Ritter, der sich in einem Labyrinth verirrt hat, stand Don Hühott an diesem Tage vor dem Berg seiner Aufgaben, unfähig zu erkennen, welcher Pfad ihn seinem Ziele näher bringen würde. Je mehr er sich mühte, desto weiter schienen sich seine edlen Ziele zu entfernen, gleich einer Fata Morgana in der Wüste, die den dürstenden Wanderer narrt.

          „Ach, treuer Gefährte“, sprach er zu seinem Ross Mr. Moppel, während er gedankenverloren dessen Box ausfegte, „wie soll ein fahrender Ritter seinen Weg finden, wenn selbst der hellste Tag ihm dunkel erscheint? Mit jedem Schritt, den ich zu tun vermeine, scheint das Ziel sich um zehn weitere zu entfernen.“

          Die Last seiner täglichen Pflichten türmte sich vor ihm auf wie eine Festungsmauer, die zu erstürmen selbst dem tapfersten Ritter unmöglich erscheinen musste. Und während er versuchte, Ordnung in das Chaos seiner Aufgaben zu bringen, spürte er, wie seine Kräfte schwanden — gleich einem Krieger, der zu lange sein Schwert geschwungen hat.

          „Ist dies der rechte Weg?“, fragte er sein treues Pferd, das ihn nur mit sanften Augen anblickte. „Oder verliere ich mich in Schlachten, die nicht die meinen sind? Wie soll ich erkennen, welche Quest der Mühen wert ist und welche mich nur weiter von meiner Bestimmung fortführt?“

          Die Zweifel, die sich in sein Herz schlichen, waren gefährlichere Gegner als alle Drachen und Riesen, gegen die er in seiner Einbildung je gefochten hatte. Denn sie nagten nicht an seiner Rüstung — die er nur in seiner Fantasie trug —, sondern an seinem Mut selbst, an jener Kraft, die ihn bislang stets vorangetrieben hatte.

          Und während der Tag sich neigte, stand Don Hühott noch immer in seinem Stall, umgeben von den vielen angefangenen Aufgaben, die seiner Vollendung harrten, und spürte, wie seine Kräfte zu schwinden drohten — gleich einer Kerze, die zu lange gebrannt hat und deren Flamme im nächtlichen Wind zu erlöschen droht.

          Wer bin ich, werter Leser, zu sagen, ob dies nur eine vorübergehende Schwäche ist oder ob hier wirklich die Kräfte eines tapferen, wenn auch verwirrten Mannes zur Neige gehen? Denn manchmal sind es gerade die stillsten Kämpfe, die am meisten an unserer Seele zehren — die Kämpfe nicht gegen äußere Feinde, sondern gegen die Erschöpfung und den Zweifel im eigenen Herzen.

        1. Bewunderung.

          3. Dezember 2024, ein Tag, an dem die Sonne golden am Himmel stand, als wollte sie Dulcineas Suche nach dem verlorenen Kater erleuchten.

          Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einer bemerkenswerten Begebenheit berichten, die unseren Don Hühott tief bewegte und seine Liebe zu Dulcinea — die andere nur als Magdalena kennen — noch weiter entfachte, wenn dies überhaupt möglich war.

          Denn siehe da: Seine angebetete Dame nahm sich Urlaub von ihren weltlichen Pflichten, um nach dem Kater Timo zu suchen, jenem edlen Streuner, der durch die Torheit seiner neuen Besitzer in die Fremde entwich. Keine Mühe scheute sie, keine Kosten waren ihr zu hoch für diese edle Quest.

          Don Hühott, der dies sah, während er seinen täglichen Pflichten im Stalle nachging, wurde von zwiespältigen Gefühlen heimgesucht. Da war einerseits das Unverständnis eines praktisch denkenden Mannes — so sehr er sich auch für einen fahrenden Ritter hielt — über den Aufwand, den seine Dame für einen einzelnen Kater betrieb. Doch gleichzeitig, und dies mit weit größerer Kraft, wallte in seiner Brust ein Stolz auf, der selbst seine kühnsten Ritterphantasien in den Schatten stellte.

          „Sieh nur“, sprach er zu seinem treuen Attila Panza, „wie meine edle Dame keine Mühe scheut, kein Opfer zu groß findet, wenn es darum geht, einem ihrer Schützlinge beizustehen! Wahrlich, wenn alle Menschen solch ein Herz hätten wie meine Dulcinea, dann wäre diese Welt ein Garten Eden, und alle Geschöpfe darin lebten in Frieden und Eintracht!“

          Und während er diese Worte sprach, erkannte er, dass gerade diese bedingungslose Hingabe, diese kompromisslose Güte es war, die sein Herz damals wie heute so unrettbar an sie verloren hatte. Mochten andere ihre Entscheidungen für unvernünftig halten — war es nicht gerade diese wilde, ungebändigte Kraft der Liebe zu allen Kreaturen, die sie so besonders machte?

          So verbrachte Don Hühott diesen Tag in einem Zustand erhöhter Verzückung, und selbst das Ausmisten der Ställe erschien ihm wie ein ritterlicher Dienst an seiner Dame. Denn während sie in der Ferne nach dem verlorenen Kater suchte, hütete er hier ihre anderen Schützlinge und träumte davon, wie die Welt sein könnte, wenn alle Menschen nur ein Quentchen von Dulcineas Herz in sich trügen.

          Und wer wollte ihm widersprechen? Denn manchmal, werter Leser, sind es gerade jene Handlungen, die der gewöhnliche Verstand nicht zu begreifen vermag, die uns zeigen, was wahre Größe bedeutet — sei es nun die eines fahrenden Ritters oder die einer Dame, die alles stehen und liegen lässt, um einer streunenden Katze beizustehen.

        2. Gute Taten.

          2. Dezember 2024, ein Tag, der sich schwer wie Blei auf Don Hühotts Gemüt legte, während der Himmel seine grauen Schleier über Sonnendorf zog.

          Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einer betrüblichen Geschichte berichten, die unseren Don Hühott in tiefe Gedanken stürzte und ihn mehr quälte als all die eingebildeten Kämpfe gegen Windmühlen und Riesen, die er sonst zu bestehen glaubt.

          Es begab sich nämlich, dass seine angebetete Dulcinea — die andere nur als Magdalena kennen — vor einigen Monden einen verirrten Kater rettete, einen jener heimatlosen Streunerkönige, die ihr Herz so sehr rühren. Mit der ihr eigenen Geduld und Hingabe päppelte sie das Tier auf, bis es wieder stolz daherschritt, würdig eines neuen Heims.

          Dieses Heim, so schien es zunächst, fand sich bei einem betagten Ehepaar in einem fernen Dorfe. Dulcinea, weise in der Kunst der Katzenvermittlung, gab ihnen genaue Anweisungen, wie mit dem scheuen Tier zu verfahren sei: „Haltet ihn zunächst in einem Gemach“, sprach sie, „bis er sich an sein neues Reich gewöhnt hat.“

          Doch ach, werter Leser, wie oft geschieht es, dass Menschen in ihrer Ungeduld und Selbstüberschätzung weisen Rat in den Wind schlagen! Die alte Dame, von der Art jener Menschen, die stets besser zu wissen meinen, was gut und richtig ist, missachtete Dulcineas Worte — und siehe da, der Kater entwich in die Fremde.

          Don Hühott, der dies erfuhr, während er im Stall seine täglichen Pflichten versah, wurde von einer Schwermut befallen, wie sie selten an ihm zu sehen war. „Oh weh“, vertraute er Attila Panza an, während er sich auf seine Mistgabel stützte, die er in seiner Fantasie gewiss für eine Ritterlanze hielt, „wie kann ich hier untätig verharren, während meine edle Dame alleine durch die Lande zieht, hunderte von Meilen zurücklegt, ihre kostbare Zeit opfert, um die Folgen fremder Torheit zu beheben?“

          Und so verging dieser Tag in Sonnendorf, mit einem Don Hühott, der zum ersten Mal nicht gegen eingebildete Windmühlen kämpfte, sondern gegen die sehr reale Windmühle menschlicher Torheit und Undankbarkeit. Während seine Dulcinea irgendwo in der Ferne nach dem entlaufenen Kater suchte, blieb ihm nichts als die bittere Erkenntnis, dass manchmal die schwersten Kämpfe jene sind, die wir mit uns selbst ausfechten müssen — wenn wir zusehen müssen, wie andere leiden, ohne helfen zu können.

          „Sagt mir“, sprach er zu seinem treuen Pferd Mr. Moppel, „warum ist es so schwer, Gutes zu vollbringen in dieser Welt? Warum achten die Menschen nicht die Weisheit jener, die mehr verstehen als sie? Warum, oh warum, müssen jene, die ihr Herz öffnen für die Not anderer, am Ende die größte Last tragen?“

          Doch was unseren Ritter am meisten quälte, war nicht nur seine erzwungene Untätigkeit. In seinem Herzen regte sich auch Unverständnis für seine geliebte Dulcinea, die in ihrem grenzenlosen Mitgefühl für die Tiere manchmal Entscheidungen traf, die selbst ihm — der doch sonst jeden ihrer Schritte bewunderte — unbegreiflich erschienen. Hatte sie nicht selbst so viele wichtige Dinge zu erledigen? Schob sie nicht selbst manch dringende Entscheidung auf?

          Vielleicht, so denke ich, während ich diese Zeilen niederschreibe, sind dies die wahren Windmühlen, gegen die zu kämpfen sich lohnt — auch wenn es manchmal aussichtslos erscheinen mag. Denn was ist schwerer: gegen eingebildete Riesen zu kämpfen oder gegen die Zweifel im eigenen Herzen?

        3. Der Hundeflüsterer.

          1. Dezember 2024, ein Morgen, an dem die Herzen so warm schlugen wie die Wintersonne am klaren Himmel strahlte.

            Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einer Geschichte berichten, die das Herz erwärmt wie ein Kaminfeuer an einem kalten Winterabend. Es geht um unseren Don Hühott, seine angebetete Dulcinea und einen besonderen Gefährten namens Amaruq, den sie in der Herberge für heimatlose Tiere zu Rosenheim fanden.

            Wie es sich begab, reisten die beiden eines Tages nach Rosenheim – Don Hühott natürlich fest überzeugt davon, dass er auf seinem treuen Ross Mr. Moppel einem ritterlichen Abenteuer entgegenritt, während Dulcinea, die andere nur als Magdalena kennen, ganz praktisch den Wagen lenkte.

            Heute nun waren sie wieder mit ihrem vierbeinigen Gefährten unterwegs, begleitet von jenem weisen Mann, den Don Hühott ehrfurchtsvoll den „Hundeflüsterer von Rosenheim“ nennt, obwohl er nur – oder vielmehr: zum Glück – der Trainingspate des Amaruq ist. Mit der Geduld eines Mönchs und der Weisheit eines alten Ritters (wie Don Hühott zu sagen pflegt) führt er die beiden in die Kunst der Hundeerziehung ein.

            „Seht nur“, flüsterte die Magd Irmingard Maria dem Barbier zu, als die kleine Gruppe am Hof vorbeizog, „wie unser Don Hühott strahlt, wenn er mit den beiden unterwegs ist. Da vergisst er sogar, dass er ein fahrender Ritter sein will.“

            Und in der Tat, werter Leser, war es eine Freude zu beobachten, wie Don Hühott jeden Ratschlag des Trainingspaten aufsog wie ein trockener Schwamm das Wasser. Dulcinea führte die Leine mit sanfter Hand, während Amaruq, der seinen Namen von den stolzen Wölfen des Nordens trägt, aufmerksam neben ihr hertrottete.

            In Don Hühotts Augen – und wer wollte ihm da widersprechen? – war dies der Beginn einer neuen Queste, edler als der Kampf gegen Windmühlen und bedeutsamer als alle eingebildeten Ritterschlachten. Denn in seinen Träumen sah er bereits eine Zukunft, in der er, Dulcinea und Amaruq gemeinsam durch das Leben schreiten würden, eine Familie, wie sie das Schicksal nicht hätte besser zusammenfügen können.

            Als sie zum Hof zurückkehrten, hörte man Don Hühott zu seinem treuen Mr. Moppel sagen: „Siehst du, mein edler Gefährte, wie sich manchmal die schönsten Abenteuer dort finden, wo man sie am wenigsten erwartet? In einer Herberge für heimatlose Tiere zu Rosenheim fanden wir einen Schatz, kostbarer als alles Gold der Welt.“

            Dulcinea, die diese Worte hörte, lächelte still vor sich hin, während sie Amaruq ein Leckerli reichte. Und wer weiß, werter Leser, vielleicht ist dies wirklich der Beginn einer Geschichte, die glücklicher endet als alle Ritterromane, die Don Hühott je gelesen hat. Denn was ist das Leben anderes als die Suche nach jenen, die unser Herz vollständig machen – sei es auf zwei Beinen oder auf vieren?

          1. Der Jäger.

            30. November 2024, ein Tag, an dem die Wahrheit so klar schien wie das Wasser in Dulcineas Pferdebrunnen.

              Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einer bemerkenswerten Begebenheit berichten, die das ganze Dorf Sonnendorf in Aufruhr versetzt hat. Es geht um die Übergabe der Wohnstatt unserer edlen Dulcinea – die andere nur als Magdalena kennen – an einen Mann, dessen wahre Natur jedem Kind im Dorfe bekannt ist, nur nicht, so scheint es, dem alten Jäger, der ihm sein Reich überließ.

              Don Hühott, unser vermeintlicher Ritter in schwarzer Rüstung, verbrachte den Tag damit, Dulcinea bei der Übergabe ihrer Gemächer beizustehen. Doch während er sonst dazu neigt, in gewöhnlichen Dingen Zauberei und Trug zu sehen, war er heute von einer bemerkenswerten Klarheit des Geistes.

              „Seht her“, sprach er zu seinem getreuen Attila Panza, „wie das ganze Dorf die Wahrheit kennt! Dieser junge Mann, der sich als würdiger Nachfolger des Jägers ausgibt, ist nichts als ein Feigling, der sich hinter den Rockschößen seiner Mutter versteckt. Und diese – ha! – eine Hexe ist sie, aber nicht von jener Art, die mit Zaubertränken und Beschwörungen ihr Unwesen treibt, sondern von der gefährlicheren Sorte: jenen, die mit Habgier und falschen Worten das Herz rechtschaffener Menschen vergiften!“

              Die Magd Irmingard Maria, die diese Worte hörte, nickte nur ernst und sprach: „Zum ersten Mal, seit ich Don Hühott kenne, sieht er die Dinge genau so, wie sie sind.“

              Selbst der Barbier, der sonst jeden von Don Hühotts Gedanken mit spitzem Skalpell der Vernunft zu zerlegen pflegt, musste zugeben: „In diesem Fall ist seine Diagnose so präzise wie mein bestes Rasiermesser.“

              Der alte Jäger, sonst ein Mann von großer Weisheit und klarem Verstand, schien der einzige im Dorfe zu sein, der die gierigen Blicke nicht bemerkte, mit denen Mutter und Sohn seinen Besitz musterten. Doch Don Hühott, der ihn beim Unterzeichnen der Papiere beobachtete, sah bereits den Schatten der kommenden Reue über sein Gesicht huschen.

              „Es wird nicht lange dauern“, sprach er zu Dulcinea, als sie am Abend die letzten Kisten aus ihrer alten Wohnung trugen, „bis der weise Waldläufer erkennt, dass er sein Reich an unwürdige Hände übergeben hat. Die Gier dieser beiden wird sich schneller zeigen als die Sonne nach einem Sommergewitter.“

              Und zum ersten Mal seit langer Zeit, werter Leser, sprach Don Hühott nicht von Zauberern und verzauberten Prinzen, sondern von der einfachen Wahrheit, die vor aller Augen lag: Von einem alten Mann, der einen Fehler begangen hatte, den er bald bereuen würde, und von zwei Menschen, deren wahre Natur das ganze Dorf durchschaute.

              So endete dieser denkwürdige Tag in Sonnendorf, und ich, der ich diese Zeilen niederschreibe, kann nur hoffen, dass der alte Jäger bald zu jener Klarheit des Geistes zurückfindet, die heute ausnahmsweise Don Hühott zuteil wurde. Denn manchmal, werter Leser, sieht ein vermeintlich Verwirrter die Welt klarer als alle anderen.

            1. Die Schlacht.

              29. November 2024, ein Tag, an dem das Volk wie von einem seltsamen Fieber befallen durch die Straßen eilte, auf der Jagd nach vermeintlichen Schnäppchen.

              Müßiger Leser! Heute muss ich dir von einem merkwürdigen Schauspiel berichten, das sich allerorten zutrug und auch vor den Toren Sonnendorfs nicht Halt machte. Die Menschen nennen es „Black Friday“, obschon es weder schwarz noch ein Freitag im gewöhnlichen Sinne ist, sondern vielmehr eine Art Jahrmarkt der Vergünstigungen, bei dem selbst die Besonnensten den Kopf zu verlieren scheinen.

              Unser Don Hühott, der in seinem kleinen Laden unweit des Stalles feine Waren für die Bartpflege und Rasur feilbietet – eine Beschäftigung, die seinen Lebensunterhalt sichert -, sah sich heute einer wahren Flut von Kundschaft gegenüber. Doch statt sich der allgemeinen Freude über den regen Handel hinzugeben, verfiel er in tiefes Grübeln.

              „Seht Ihr“, sprach er zu Attila Panza, der gerade eine neue Lieferung Rasierwasser begutachtete, „wie unsere Mitbewerber ihre Waren verschleudern, als wären es nichts als gewöhnliche Kramwaren? Wo bleibt da die edle Kunst der Bartpflege? Wo die Würde des Handwerks?“

              Der treue Attila nickte nur stumm, denn er kannte diese Reden seines Freundes zur Genüge. Doch Don Hühott fuhr fort, während er eine neue Flasche seiner selbst kreierten Bartessenz gegen das Licht hielt: „Nein, mein Freund, unsere Zukunft liegt nicht im wilden Treiben des Marktes, sondern in der Schaffung edler Tinkturen und Salben, wie sie schon die Ritter des Altertums nutzten!“

              Die Magd Irmingard Maria, die vorbeikam, um nach Lavendelöl zu fragen, hörte ihn murmeln: „Ritter des Altertums! Als ob die sich um Bartpflege gekümmert hätten!“, doch sie war klug genug, dies nicht laut zu äußern.

              In der Tat hatte Don Hühott die ganze Woche damit verbracht, neue Rezepturen zu ersinnen, und sein Laboratorium – eine kleine Kammer neben dem Stall, die er sein „alchemistisches Refugium“ nannte – war erfüllt vom Duft verschiedenster Essenzen. Seine Augen leuchteten, wenn er von seinen Plänen sprach, und selbst der Barbier des Dorfes musste zugeben, dass einige seiner Kreationen durchaus bemerkenswert waren.

              „Seht“, rief er aus, als der Tag sich dem Ende zuneigte und der letzte Kunde den Laden verlassen hatte, „dies ist meine wahre Bestimmung! Nicht das Feilschen um Pfennige, sondern die Erschaffung edler Produkte für die Pflege des männlichen Antlitzes! Wie Don Quijote gegen Windmühlen kämpfte, so kämpfe ich gegen die Vernachlässigung der wahren Bartpflege!“

              Wer bin ich, werter Leser, zu beurteilen, ob in diesem scheinbaren Wahn nicht doch ein Körnchen Wahrheit steckt? Denn während andere ihre Waren verschleuderten, hatte Don Hühott an diesem Tag nicht ein einziges seiner Produkte unter Wert verkauft. Und vielleicht, ja vielleicht liegt gerade darin seine ganz eigene Form der Ritterlichkeit.