Tretmühlen.

22. November 2024, ein Tag grau wie alte Asche.

„Er dreht wieder seine Runden“, murmelte Attila zum alten Hahn, der würdevoll auf der Stalltür thronte. Sie beobachteten Don Hühott, wie er auf seinem Drahtesel durch den Morgennebel glitt, Runde um Runde, gleichmäßig wie ein Uhrwerk. Der Hahn legte den Kopf schief, als verstünde er genau, was Attila meinte.

„Früher“, fuhr Attila fort, während er Körner streute, „da hat er bei jeder Runde noch von seinen großen Plänen erzählt. Von einer besseren Welt. Von Gerechtigkeit für Mensch und Tier. Aber heute? Heute dreht er stumm seine Kreise.“

Der Hahn krähte, als wolle er die aufsteigende Sonne an ihre Pflicht erinnern. Doch selbst sie schien an diesem Morgen zu zögern, versteckte sich hinter einem Schleier aus Grau.

Müßiger Leser, du fragst dich vielleicht, warum ein Mann wie Don Hühott, der sich für einen Ritter in schwarzer Rüstung hielt, so still geworden war. Die Antwort lag in der Luft wie der schwere Nebel über den Feldern: Er suchte einen Ausweg aus dem Labyrinth seiner Pflichten.

Als Dulcinea später am Morgen nach ihm rief – „Michael!“ (denn so war sein weltlicher Name) – zuckte er zusammen wie aus einem Traum erwacht.

„Verzeiht, edle Dame“, murmelte er, „ich war in Gedanken…“

„In Gedanken verloren oder in Gedanken gefangen?“, fragte sie mit dieser besonderen Mischung aus Spott und Zuneigung, die nur sie beherrschte.

Don Hühott stieg von seinem Drahtesel, strich über den abgenutzten Sattel. „Manchmal“, sagte er so leise, dass nur sein treues Gefährt es hören konnte, „manchmal frage ich mich, ob dieses Rad, das wir Tag für Tag drehen, uns vorwärts bringt oder nur im Kreis.“

Der alte Hahn hatte inzwischen seinen Platz verlassen und stolzierte nun bedeutungsvoll über den Hof, als wolle er zeigen, dass auch ein Leben in Grenzen seine Würde haben kann. Don Hühott beobachtete ihn lange.

„Seht ihr den Herrn der Morgendämmerung?“, wandte er sich plötzlich an Attila. „Sein Reich ist klein, aber er füllt es aus wie ein König. Vielleicht… vielleicht liegt darin eine Weisheit.“

„In einem Hahn?“, fragte Attila verwundert.

„In der Art, wie er seine Kreise zieht“, erwiderte Don Hühott und zog sein abgegriffenes Buch der Selbstbetrachtungen hervor. „Der weise Kaiser schreibt: ‚Suche nicht danach, dass alles so geschieht, wie du es für richtig hältst, sondern wünsche dir, dass alles so geschieht, wie es geschieht.’“

Er schlug das Buch zu, ein kleines Lächeln um die Mundwinkel. „Obwohl…“, fügte er hinzu, während er seinen Drahtesel zum Stall schob, „ein bisschen anders könnte es schon geschehen.“

Der alte Hahn krähte zustimmend. Manchmal, müßiger Leser, liegt die größte Weisheit in den einfachsten Geschöpfen. Und manchmal findet man einen Ausweg gerade dort, wo man aufhört, krampfhaft danach zu suchen.